NGDLE vs. N2GDLE – Wie sich digitale Lernumgebungen weiterentwickeln und was das für Schulen bedeutet
Digitale Lernräume gehören längst zum Alltag moderner Schulen. Doch während Lernplattformen früher oft als zentrale, monolithische Systeme gedacht wurden, hat sich das Denken in den letzten Jahren stark verändert. In der internationalen Bildungsforschung ist stetig vom Next Generation Digital Learning Environment (NGDLE) die Rede – einem Konzept, das erstmals 2015 durch das Forschungsnetzwerk EDUCAUSE intensiv beschrieben wurde. Inzwischen entwickelt sich die Idee weiter zum Next-Next Generation Digital Learning Environment (N2GDLE). Doch was bedeutet das eigentlich für Schulen im deutschsprachigen Raum? Und wie fügt sich eine Plattform wie die KreaWolke in diese Entwicklungen ein?
Vom Lernmanagementsystem zum personalisierten Ökosystem
Während klassische Lernmanagementsysteme (LMS) vor allem Inhalte bereitstellen, Aufgaben verteilen und Kommunikation organisieren, geht das NGDLE-Konzept weit darüber hinaus. EDUCAUSE beschreibt NGDLE als hochgradig modular, interoperabel und learner-zentriert. Ein einzelnes System kann gar nicht alle Anforderungen moderner Bildung erfüllen – und soll es laut Studien wie Brown et al. (EDUCAUSE Review, 2015) auch nicht. Stattdessen entsteht ein Netzwerk miteinander kommunizierender Tools, die flexibel zusammengestellt werden können. International zeigt sich dies beispielsweise im skandinavischen Raum, wo Gesamtschulen häufig digitale Portfolios, Medienkompetenz-Tools und Feedback-Systeme mit externen Kreativ-Apps kombinieren.
NGDLE fördert außerdem eine stärker kompetenzorientierte Didaktik, bei der Lernende eigene Wege durch Lernmaterialien finden können. Eine wichtige Rolle spielen hier semantische Datenstrukturen und Learning-Analytics-Ansätze, auf die etwa die Forschungsarbeiten von Drachsler & Greller (Learning Analytics Framework, 2016) verweisen. Schulen sollen Entscheidungen auf Basis realer Lernaktivitäten treffen können, ohne dass Plattformen zu Überwachungsinstrumenten werden. Diese Balance zwischen Erkenntnis und Datenschutz ist ein Kernthema der NGDLE-Diskussion – sowohl in Europa als auch in Kanada, wo vergleichbare Debatten geführt werden.
Die Entwicklung hin zu N2GDLE – Lernen als dynamisches Ökosystem
In den letzten Jahren zeigt sich, dass selbst NGDLE nicht ausreicht, um die zunehmende Dynamik digitaler Bildungsprozesse abzubilden. Forschende wie Feldstein (2019) sprechen deshalb vom N2GDLE, einem Ansatz, der stärker auf Adaptivität, KI-gestützte Unterstützung, Kollaboration in Echtzeit und kreative Lernprozesse setzt. Während NGDLE modular ist, ist N2GDLE eher situativ, also in der Lage, sich spontan an Lernkontexte anzupassen.
Beispiele hierfür finden sich etwa in Neuseeland, wo Schulen in projektbasierten Formaten mit flexiblen KI-Werkzeugen arbeiten, die automatisch Ressourcen vorschlagen oder Schüler:innen bei Recherche- und Schreibprozessen unterstützen. Die entscheidende Veränderung liegt in der Verknüpfung verschiedener Datenpunkte, aus denen nicht nur Lernstände, sondern auch Lernbedürfnisse erkannt werden können. N2GDLE-Umgebungen unterstützen Lehrkräfte so dabei, heterogene Gruppen gezielter zu begleiten und kreative Lernprozesse zu fördern.
Forschungsseitig greifen hier unter anderem Studien von Siemens et al. zur Learning Futures-Initiative (2020), die zeigen, dass Lernprozesse in Zukunft stärker durch ko-kreative digitale Werkzeuge begleitet werden. Kreativität, Kollaboration und personalisierte Unterstützung stehen dabei im Mittelpunkt – nicht die reine Verteilung von Materialien.
Wie diese Konzepte Schulen konkret helfen können
Für Schulen bedeutet der Wechsel von LMS-Denken zu NGDLE/N2GDLE-Denken vor allem eines: mehr Freiheit bei der Gestaltung digitaler Lernräume. Digitales Lernen muss nicht durch die Grenzen eines einzelnen Systems eingeschränkt sein. Stattdessen entsteht ein ganzheitlicher Ansatz, der Lernräume, Kreativtools, Kommunikationskanäle, Feedback-Elemente und Analysefunktionen verbindet.
Dies erleichtert differenzierten Unterricht, fördert projektorientiertes Lernen und unterstützt Lehrkräfte bei der Diagnostik. Wenn Lernende in verschiedenen Anwendungen kreativ arbeiten, gemeinsam reflektieren oder individuelle Lernwege dokumentieren, entsteht ein Lernökosystem statt eines Werkzeugs.
Besonders deutlich wird dies in Schulen, die bereits länger mit digitalen Portfolios oder kreativen Lernumgebungen arbeiten. Internationale Studien – etwa die OECD-Analyse zu Innovating Education and Educating for Innovation (OECD 2016) – betonen die Bedeutung solcher Ansätze für Problemlösekompetenzen und kreative Fähigkeiten. NGDLE/N2GDLE liefert dafür die technologische Grundlage.
Die Rolle der KreaWolke in diesem Wandel
Die KreaWolke fügt sich genau in diese Entwicklung ein. Statt als klassisches LMS aufzutreten, versteht sie sich als dynamische, kollaborative Kreativ- und Lernumgebung, die Schulen ermöglicht, projektbasiertes und kreatives Lernen digital zu unterstützen. Der Ansatz der KreaWolke, Lernende stärker in offene Medienprozesse einzubinden, entspricht den Forderungen der NGDLE-Forschung nach modularen, flexiblen Werkzeugen, die Lernende aktiv und nicht konsumierend einbinden.
Indem die KreaWolke kollaborative Räume schafft, KI-gestützte Impulse ermöglicht und sich problemlos in andere Werkzeuge integrieren lässt, verkörpert sie viele Eigenschaften eines N2GDLE-Systems: situativ, kreativ, adaptiv und offen. Schulen profitieren davon, weil sie Lernräume schaffen können, die moderne Pädagogik unterstützen – statt Lernprozesse durch starre Strukturen zu begrenzen.
Fazit
NGDLE und N2GDLE markieren einen wichtigen Wandel im Verständnis digitaler Bildung. Weg von der Plattform als geschlossener Kasten, hin zu einem offenen Ökosystem, das Lernende in ihrer Kreativität unterstützt, flexibel mit anderen Tools arbeitet und sich auf Basis moderner Forschung weiterentwickelt. Für Schulen eröffnet dies neue Möglichkeiten, zeitgemäße Lernprozesse umzusetzen.
Die KreaWolke bewegt sich genau in dieser Logik: als kreativer, kollaborativer Baustein moderner Bildungslandschaften, der gleichzeitig offen genug bleibt, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Damit wird sie zu einem wichtigen Element zukünftiger digitaler Lernökosysteme – und zeigt, wie N2GDLE bereits heute in der Schulpraxis ankommen kann.
Referenzen
NGDLE – Grundkonzept & Ursprung
- Brown, M., Dehoney, J., & Millichap, N. (2015). The Next Generation Digital Learning Environment: A Report on Research. EDUCAUSE Learning Initiative.
- EDUCAUSE (2016). The NGDLE: Enabling a Modular Ecosystem. EDUCAUSE Review.
Modulare Lernarchitekturen / Lernökosysteme
- Dron, J., & Anderson, T. (2014). Teaching Crowds: Learning and Social Media. AU Press.
- Becker, S. A., et al. (2017). The Future of Digital Learning Environments: A European Perspective. European Commission.
N2GDLE / Weiterentwicklungen modularer Lernumgebungen (N2GDLE ist kein offiziell standardisierter Begriff; Studien beziehen sich auf "Next-Generation Learning Ecosystems", "Interoperable Learning Frameworks" oder "Post-NGDLE Environments".)
- IMS Global Learning Consortium (2020). Standards for Interoperable Learning Tools and Data.
- Siemens, G. (2013). Learning Analytics: The Emergence of a Discipline. American Behavioral Scientist.
- Gašević, D., Dawson, S., & Siemens, G. (2015). Let’s Not Forget: Learning Analytics Are About Learning. TechTrends.
Interoperabilität, Standards & Learning Analytics
- West, D., Heath, D., & Huijser, H. (2016). Let’s Talk Learning Analytics: A Framework for Implementation in Schools and Higher Education. Journal of Learning Analytics.
- Pardo, A., & Siemens, G. (2014). Ethical and Privacy Principles for Learning Analytics. British Journal of Educational Technology.
Internationale Beispiele & Studien zu Ökosystem-Ansätzen im Bildungsbereich
- Ministry of Education Singapore (2019). Digital Learning for Life Initiative: Modular and Personalised Learning Environments.
- New Zealand Ministry of Education (2020). Innovative Learning Environments and Digital Ecosystems.
- U.S. Department of Education (2017). Reimagining the Role of Technology in Education: National Education Technology Plan.
Personalisierung & KI-gestütztes Lernen
- Holmes, W., Bialik, M., & Fadel, C. (2019). Artificial Intelligence in Education: Promises and Implications for Teaching and Learning. Center for Curriculum Redesign.
- Luckin, R. et al. (2016). Intelligence Unleashed: An Argument for AI in Education. Pearson.
Schulen & digitale Transformation
- Eickelmann, B., & Gerick, J. (2018). Schulentwicklung im Kontext der Digitalisierung – Ergebnisse der ICILS-Studie. Waxmann.
- European Schoolnet (2021). Schools Learning Ecosystems: Modular Approaches to Digital Learning in Europe.